Die Sache mit dem Apéritif ist in Frankreich ernst zu nehmen und eine Einladung zu eben diesem kann durchaus eine abendfüllende Angelegenheit sein. Eine kurze Einführung…
Inzwischen hat man ihn ja auch in Deutschland entdeckt – den Apéritif. Bei uns bedeutet das meist ein Glas Aperol Spritz oder Hugo vor dem Essen, gereicht mit ein paar Salznüssen. Diese Version existiert in Frankreich natürlich auch, wo man den Vorgang zumeist Apéro nennt. Das hat man dann beispielsweise im Restaurant vor dem Menü oder auch zu Beginn von Einladungen zum Essen. Es kann aber auch ganz anders enden.
Apéritif als Abendprogramm
Mir ist es anfangs öfter passiert, dass ich leichtfertig davon ausgeging, eine Einladung zum Apéro sei eine kurze Stippvisite am frühen Abend, die man in höchstens eineinhalb Stunden absolviert. Danach – so glaubte ich – trennten sich die Wege in Richtung der jeweiligen Abendbrottische.
Überrascht war ich dann, wenn neben ein paar Schälchen Chips, Oliven un amandes salées auch Häppchen, charcuterie und etwa eine Quiche aufgefahren werden. Diese Variante nennt sich Apéritif dînatoire, sinngemäß etwa Apéritif in Form eines Abendessens.
Gereicht werden eben nicht die üblichen drei bis fünf Gänge, sondern buffetartig aufgefahrene Schweinereien ganz unterschiedlicher Art und Güte. Typisch ist etwa die besagte charcuterie, also Aufschnitt und Wurst, wie Schinken, Knoblauchwurst oder saucisson sec in Scheiben. Gerne werden auch herzhafte Cakes, Pasteten, kleine Spieße und sauer bzw. in Öl eingelegtes Gemüse serviert.
Vollständig ist der Apéritif natürlich nur mit Getränk. Die Bandbreite reicht von Bier über Wein bis hin zum Longdrink oder Cocktail. Einer meiner alltime Favoriten ist der Kir, im Burgund auch blanc-cassis genannt. Dabei handelt es sich um ein Glas Weißwein (im Idealfall Aligoté), gemischt mit einem guten Schuss Cassislikör. Es schmecken aber auch andere Liköre in dieser Konstellation. Köstlich ist etwa Weinbergpfirsichlikör oder Brombeerlikör. Und wer mag kann statt des Aligoté auch einen schönen Crémant de Bourgogne nehmen.
Katerfrühstück inklusive
Manche Apéritifs beginnen ganz harmlos gegen 18 Uhr und enden ziemlich betrunken beseelt spät nachts nach Diskussionen über den Sinn des Lebens, die Zukunft des Kapitalismus oder die Frage, wozu Nationalismus gut sein soll. In diesem Fall schließt sich am Morgen danach gern ein ausgiebiges Katerfrühstück an.
In diesem Sinne bon appétit,
Claudia